Terminal T

im Theater in der Meerwiese
Tanz und Musik zu Tod und Trauer

Münster-Coerde / Dienstag, 30.01.2024 Von Maria Conlan Westfälische Nachrichten

Das Thema Tod wird gerne verdrängt. Und für die Bühne scheint es gänzlich ungeeignet. Von wegen! Das Corporeal Poetry Collective suchte im Theater in der Meerwiese Antworten auf die Fragen, was nach dem Tod bleibt und wie Trauer aussieht.

Eine dunkle Bühne, ein Koffer und eine Stewardess waren Ausgangspunkt für die Reise zu einem angenehmen Übergang. ‚Terminal T – Es war ein Sonntag‘ ist Titel der Produktion, die am Freitag im Theater der Meerwiese Premiere feierte.
Immer wieder ein weißes Tuch, ein Kopfkissen und ein markanter Gegenstand bildeten die Requisiten für drei Abschiedsgeschichten, die mit Klangcollagen, Musik, Texten und Tanz dargestellt wurden. Das Corporeal Poetry Collective suchte Antworten auf die Fragen, was nach dem Tod bleibt und wie Trauer aussieht.


Mal kantig, mal zärtlich


Tänzerin und Choreografin Tatsiana Kupreichyk vermittelte die Trauer auf sehr unterschiedliche Weise, entsprechend den unterschiedlichen Situationen und doch mit einem Ritualcharakter: Tod eines Kindes, Tod der Großmutter, Tod eines Freundes. Mal tanzte sie abgehackt, kantig, wie schmerzverzerrt, dann wieder sehr zärtlich, sanft und sogar fröhlich.
Zu Beginn wurde von Ellen Fitzgerald ‚Gloomy Sunday‘ gespielt, dann sang Kinga Tóth vom Bühnenrand aus das ungarische Original, sehr berührend und gefühlvoll. Live musizierte Dean Ruddock. Er war auch für die Toneinsätze verantwortlich und hatte Regie geführt.
Es war ein Theaterabend, der sehr einfühlsam verschiedene Facetten zum Thema Tod und Trauer auf die Bühne brachte: Wut, Sprachlosigkeit, Traurigkeit und fröhliches Erinnern. Intensiv und packend transportierten Tanz und Ton, Licht und Bühnenbild die Stimmungen. Anschließend gab es im Foyer Gelegenheit zum Austausch und lebhaften Gesprächen.
Verdrängtes Thema

Die Akteure kommen aus Berlin und Leipzig, Produzent Joachim Goldschmidt (proArtist) aus Münster. Geprobt wurde in Münster und Berlin. Entstanden ist ein Abend, der bewegt und anregt, ohne in Traurigkeit zu versinken. Er stellt ein Thema in den Mittelpunkt, das viel zu oft verschwiegen und verdrängt wird.

Ausgangspunkt bildeten Gespräche und Interviews. Für Texte und Dramaturgie verantwortlich ist Bettina Henningsen, letzteres zusammen mit Goldschmidt. Archivvideos und Selbstgedrehtes unterstützen die Stimmung, Klangcollagen geben Stichworte, die genug Raum für eigene Erfahrungen und Gedanken lassen. Nun geht die Produktion auf Tour. Es bleibt zu wünschen, dass sie im geplanten intimen Rahmen viel Publikum erreichen.

Beteiligte Künstler:innen:
Tanya Kupra: Choreographie & Tanzperformance// Kinga Tóth: Text, Performance & Bühnenbild//Dean Ruddock: Regie, Soundcollage & Performance// Bettina Henningsen: Dramaturgie, Interviews,Textcollagen//
Martin Wiegner: Lichtdesign/Technik //
Claas Sandbothe: Soundcollage// Melissa Hart, Sebastian Hennemann: Musikalische Recherche//
Joachim Goldschmidt (proArtist): Produzent,Dramaturgie,Leitung

Eine Produktion von (Ő) Corporeal Poetry Collective und ProArtiSt.
Gefördert durch die Stadt Münster, die Kulturstiftung des Freistaates Thüringen und
dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur des Landes NRW