Willie Stark, in Paris geboren mit Wurzeln in Kampala, Uganda, ist eine prägende Figur der internationalen Tanzszene. Als Tänzerin, Choreografin, künstlerische Leiterin und Kuratorin verbindet sie urbane, afrikanische und zeitgenössische Tanztechniken mit transdisziplinären Ansätzen. Ihre Arbeit umfasst Bühnenstücke, immersive Performances, Video-Dance-Projekte und partizipative Formate, die Bewegung, Klang und Musik vereinen. Als afrikanische Feministin und queere Künstlerin setzt sie sich für intersektionale Perspektiven ein und nutzt Tanz als politische und künstlerische Sprache des Widerstands. Sie kuratierte das Fusion Dance Battle auf Kampnagel, tourte 2019 als Choreografin mit Gato Preto und gibt europaweit Workshops. Mit ihrer unverkennbaren Handschrift gestaltet sie Tanz als universelle Kraft für Identität, Empowerment und Transformation.
Mitreißend, fordernd, unvergesslich – ihr Tanz, der lange nachhallt.
Red Rivers
Ein Tanz der Erinnerung und Widerstandskraft
28.11. // 19.30h //Foyer LWL – Museum für Kunst und Kultur

Die Performance Red Rivers von Willie Stark und Yasmine Calasse, präsentiert von der Aswego’s Company im Rahmen der Veranstaltungsreihe Parkour des Erinnerns!, ist ein intensives, eindringliches Erlebnis, das Tanz als Medium der Erinnerung, Reflexion und politischen Stellungnahme nutzt. Im Zusammenspiel aus Bewegung, Symbolik und emotionaler Ausdruckskraft entwerfen Stark und Calasse ein choreografisches Manifest gegen das Vergessen – ein körperliches Zeugnis postkolonialer Identität und Widerstandskraft.
Bereits der Einstieg fesselt: Eine karge Bühne, auf der sich die Körper der Tänzerinnen wie Schatten zwischen Vergangenheit und Gegenwart bewegen. Die Bewegungen sind mal kantig und brüchig, mal fließend und befreiend – ein Wechselspiel zwischen erlittenem Schmerz und transformierender Kraft. Stark nutzt ihre unverkennbare choreografische Handschrift, um die Zerrissenheit zwischen Entwurzelung und Selbstbehauptung erfahrbar zu machen. Calasse brilliert mit ihrer expressiven Körperlichkeit, die Modern Dance mit traditionellen Bewegungsformen vereint und so eine Verbindung zwischen historischen Erzählungen und individueller Erfahrung schafft.
Thematisch greift Red Rivers das Erbe des Kolonialismus und die fortdauernden Mechanismen der Ausgrenzung auf. Die Performance verweigert sich einfachen Narrativen, sie bleibt fragmentarisch, fordert das Publikum heraus, Brücken zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zu schlagen. Besonders eindrucksvoll sind die Momente der Stille, in denen sich der Raum mit unausgesprochenem Schmerz füllt – ein Tanz der Abwesenheit, der dennoch präsenter nicht sein könnte.
Der poetische Text, der die Bewegungen begleitet, verstärkt die Wirkung der Performance. Verse wie „Wir tragen das Gewicht vergessener Namen, Flüstern derer, die vor uns kamen“ verweben sich mit den körperlichen Gesten und verstärken die Dringlichkeit der Auseinandersetzung mit kollektiver Erinnerung. Die Inszenierung macht deutlich: Der Kampf um Identität ist nicht abgeschlossen – er wird mit jedem Atemzug, jedem Tanzschritt weitergeführt.
Red Rivers ist mehr als eine Performance; es ist ein Akt der Ermächtigung, ein Manifest des Widerstands und der Heilung. Stark und Calasse gelingt es, Tanz als politisches Medium zu nutzen, ohne in platte Symbolik zu verfallen. Ihr Werk ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Kunst gesellschaftliche Diskurse nicht nur spiegeln, sondern aktiv formen kann.
Mitreißend, fordernd, unvergesslich – Red Rivers ist ein Tanz, der lange nachhallt.
Künstlerisches Team:
Künstl. Leitung, Choreografie, Tanz: Willie Stark, Choreogr. Input, Tanz: Yasmine Calasse, Komponistin, Musikkomposition: Fallon Mayanja, Künstl. Lichtdesign: Martin Wiegner, Berater: Joachim Goldschmidt, Kostüme: Kora Hamm, Foto: David Mendez
Förderer und Kooperationspartner:
„Parkour des Erinnerns“ ist eine Veranstaltungsreihe des Kreativ-Haus e. V. in Kooperation mit ProArtiSt Münster und dem LWL Museum für Kunst und Kultur. Dieses Projekt wird gefördert durch den Diversitätsfonds des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und die LWL-Kulturstiftung im Rahmen von „POWR! Postkoloniales Westfalen-Lippe” und der Präsentationsförderung des Kulturamtes der Stadt Münster