Solomon Quaynoo

Zusammen mit den deutsch/ghanaischen Tänzer*innen sollen postmigrantische Perspektiven in der urbanen Tanzcommunity in Deutschland, Italien (Rom,Terni, Lecce) u. Ghana (neu ‚verortet‘ werden‘. In einer Globalisierung der transkontinentalen u. postkolonialen kulturellen Prozesse zwischen Afrika u. Europa wollen wir eine deutsch-ital.-afrikanische Kulturachse schaffen. Ein Projekt der kulturellen Passage – und der Gleichberechtigung – des Empowerments urbaner Tänzer*innen mit migrantischen Wurzeln in Deutschland.


Körper im Widerstand

“ Der Körper als Abbild unserer Geschichte“ von Quaynoo/ Berretta

Manchmal vergessen wir, dass unser eigener Körper ein Abbild unserer Geschichte ist, der die Spuren unserer Vergangenheit und unserer Erfahrungen in sich trägt. Wie eine Landkarte zeigt sie uns, wo sich Erfahrungen befinden und welche Gefühle mit ihnen verbunden sind. Im Gegensatz zum „klassischen Gedächtnis“, das durch kognitive Erinnerungen aktiviert wird, wird das körperliche Gedächtnis durch tatsächliche körperliche Erinnerungen, durch Empfindungen und physiologische Reaktionen aktiviert. Deshalb drückt unsere Sprache, die Sprache der Bewegung, die Reinheit unseres Wesens aus. Durch die künstlerische Sprache in unserer Arbeit mit den Tänzer*innen erzählen wir die Geschichten der einzelnen ‚ Menschen‘ und verwandeln sie in Lebens- und Bewegungsspuren.

Urbaner Tanz als Spiegelbild einer dichotomischen Gesellschaft

In Rom und Terni hat – auf Grundlage einer ethnologischen und physischen Recherche zwischen Urbanität, Tradition und extremen gesellschaftlichen Verwerfungen und unter Einbezug der unterschiedlichen sozialpolitischen Gesellschaftszustände – ein Transfer zwischen Solomon Quaynoo und dem italienischen Krumper Ricardo Berretta stattgefunden.
In ihrer tänzerischen und kulturhistorischen Annäherung ging es vor allem um die Frage, mit welchen ästhetischen Mitteln urbaner Tanz als körperlicher Widerstand verstanden werden kann und welche ethnologischen Verbindungslinien sich zum Krumping und Ankos ziehen lassen.


„Akwaaba – Willkommen?“

von Quaynoo

Die Recherche zu „Akwaba – Willkommen?“ führte ihn unweigerlich zu seinen afrikanischen Einflüsse auf seine Bewegungssprache als Krumper. Seine tänzerische und inhaltliche Spurensuche führte Ihn nach Takoradi/Ghana. Hier, wo er als Junge zum ersten mal Ankos tanzte und seine tänzerischen Wurzeln liegen.

In dem Stück vertieft er seine tänzerischen Erfahrungen mit dem Ankos und verknüpft sie mit seiner nach seiner Identitätsfrage. Aus seinen Bewegungsfindungen entstand eine markante ,,Bewegungssprache“, sie stellt eine Symbiose aus Ankos und Krump da und welche unweigerlich mit seiner ‚Identität‘ als schwarzer Tänzer verbunden ist!


*Ankos

Das Wort, den Namen, den unsere Väter diesen Tanz gaben, war Ankos. Ankos steht als Symbol für einen Anker eines Schiffes – Wir sind gekommen, um zu bleiben. Wir haben uns hier auf alle Zeit/Ewigkeit verankert. Zu Beginn hieß der Tanz: Anko für verankern, daraus wurde mit der Zeit Ankos.

„kakamottobe“

Die Ankan, die Ureinwohner aus der Region Takoradi stammen, waren der Vorfahren der Fanti, nennen es „kakamottobe“. Wir verkleiden uns und der Gedanke dabei ist, wir wollen gruselig erscheinen. Insbesondere durch die Masken.
Du betrachtest, wie sich die Person bewegt und tanzt. Aber Du siehst nicht, wer es ist! Du kannst nicht erkennen, was es ist, ein Mensch oder was anderes. „Das weißt Du nicht“. Wir verkleiden uns von Kopf bis zu den Fußspitzen, alles ist bedeckt. Etwas, was Du nicht erkennen kannst, das nennen wir: kakamottobe!


Black Style

Ein Solo von Solomon Quaynoo

Solomon Quaynoos „Black Style“ in der Bango Konzertgalerie am 17.11.24 ist mehr als eine Performance – es ist eine poetische und politische Reflexion über Identität, Mode und postkoloniale Erfahrung. Die Bango Konzertgalerie, ein historischer Ort, bot den idealen Rahmen, um den Brückenschlag zwischen Tradition und zeitgenössischer Kunst zu verstärke


„Akwaaba – Willkommen“

Uraufführung im LWL Museum für Kultur und Kunst in Münster

28.01.2025 // Folgevorstellung 29.01.2025

Zwischen Licht und Schatten, zwischen Vergangenheit und Gegenwart – „Akwaaba – Willkommen“ ist mehr als Tanz, es ist ein Erinnerungsstrom, ein Dialog der Körper mit der Geschichte. Solomon Quaynoo und Lord Hammond führen uns durch Bewegungen, die Wurzeln schlagen und sich zugleich in den Himmel strecken. Der Raum atmet mit ihnen, gefüllt von Trommelschlägen und der Unsichtbarkeit hinter Masken.

Die Videobilder von Luca Bockholt und Katha Töws flüstern von Reisen, die nicht nur geografisch sind, sondern seelisch – eine Suche nach Identität in den Straßen Takoradis, in den Blicken tanzender Kinder. Das Licht von Martin Wiegner malt Stimmungen, verleiht Tiefe, öffnet Übergänge.

Hier ist Tanz nicht nur Kunst, sondern Erinnerung in Bewegung – eine Spurensuche nach Zugehörigkeit, eine Feier des Bleibens. Am Ende bleibt der Nachhall der Schritte im Raum, als Frage an uns alle: Wo beginnt unsere eigene Geschichte?

Veranstaltungsreihe „Parkour des Erinnerns“
Die Aufführung ist Teil der Veranstaltungsreihe „Parkour des Erinnerns“ des Kreativ-Haus e. V. in Kooperation mit ProArtist Münster. Die Performance wird begleitet von interaktiven Workshops in den Räumen des Kreativ-Hauses e. V. Münster. Am 18. November 2024 feierte die erste Performance „Red Rivers“ erfolgreich ihre Premiere im LWL – Museum für Kunst und Kultur.

Künstlerisches Team:

Choreographie & Tanz: Solomon Quaynoo, Lord Hammond

Künstlerischer Berater: Joachim Goldschmidt

Musik: trad. u. a. Musik aus Takoradi

 Förderer:
Dieses Projekt wird gefördert durch den Diversitätsfonds des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und die LWL-Kulturstiftung im Rahmen von „POWR! Postkoloniales Westfalen-Lippe”. Eine Produktion von ProArtiSt in Kooperation mit dem kreativ-haus Münster e.V.


Der Anko – Zug

tanzende Einladung des Afro-Light-Festivals

05.Juli 2025, Oberhausen

Ein Rhythmus erhebt sich. Aus der Ferne hörbar, aus der Nähe unwiderstehlich. Farben tanzen, Körper gleiten, Trommeln sprechen. So beginnt er – der Anko-Zug, eine lebendige Einladung des Afro-Light-Festivals, getragen von Tänzern wie Solomon Quaynoo und Lord Hammond, die die Seele Ghanas mit nach Oberhausen bringen.


IMPULS, DANCE UND SOBOLO*

Vernetzung und Partnerschaft mit Ghana


Bach & Blues

“ von Tönen getragen“

Das interdisziplinäre Ensemble überzeugte durch ein sensibles Zusammenspiel: Cellist Sebastian Hennemann brachte die Strenge Bachs mit emotional aufgeladenen Blues-Motiven in einen spannungsvollen Dialog, unterstützt von den elektronischen Klangflächen des DJ Spoonman. Tänzer und Choreograf Solomon Quaynoo übersetzte diese Klänge in körperliche Bewegung, die zwischen urbanem Tanz und sakraler Geste oszillierte. Besonders eindrücklich war dabei die performative Auseinandersetzung mit Kleidung – als Ausdruck von Identität, Wandel und Reibung. Mode wurde nicht dekorativ verwendet, sondern als Medium sozialer und ästhetischer Verhandlung sichtbar gemacht.